Samstag, 21. August 2010

und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.


Manchmal scheint es, als würde das Leben völlig den Bach runter gehen. Als liefe nichts nach Plan. Als wäre alles sinnlos. Ich war im Kino und da läuft das Ganze irgendwie immer anders ab. Es sind diese Filme, die nie enden, bevor nicht das absolute Glück eingetreten ist. ''Wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.'' Nach diesem Motto läuft leider nicht immer alles. Das Leben beispielsweise endet nicht für jeden Menschen im Guten. Auch, wenn kitschige Filme und Bücher unermüdlich das Gegenteil suggerieren.
Ich bin auf dem Nachhauseweg extra einen Umweg gefahren. Es war so schön dunkel und Nachtluft riecht unglaublich frei. Und ich habe mir die Frage gestellt, wie es wohl bei mir enden wird. Ich bin kein Optimist, im Gegenteil. Ich glaube daran, dass es bei mir sowieso nichts bringt. Ich brauche nicht einmal versuchen, etwas zu reißen. Es wird nicht klappen. Wenn Leute 'Glück' definieren sollen und Schwierigkeiten bekommen, dann lautet die Antwort in etwa so: ''Frag Kati. Die kann dir in jedem Fall die Definition für 'Unglück' sagen.' Sie haben Recht. Und dann hab ich mich gefragt, wann das wohl eingetreten ist. Diese Phase. Dass ich für das Pech sowas wie ein Magnet bin. Ich habe mir Bilder angeschaut. Bilder auf denen ich lache. Und dann habe ich mir andere Bilder angeschaut .. Bilder auf denen man sofort erkennt, was der letzte Satz aus dem Mund des Fotografen war: ''Und jetzt bitte einmal lächeln. Cheese!'' Es wirkt gedrungen. Falsch. Ich habe versucht Zeitpunkte an den Bildern festzulegen. Und tatsächlich weiß ich jetzt in etwa seit wann es so ist. Ich habe mich gefragt, ob das wirklich sein kann. Ob Papa Recht hatte, als er flüsternd im Wohnzimmer saß und Mom am Telefon war. Heute bin ich froh, dass ich dort stand und gelauscht habe. Auch, wenn ich damals ein unsagbar schlechtes Gewissen hatte. Und ich bin auch froh, dass er es nicht bemerkt hat. Ich hätte nie gedacht, dass er Recht behält. Ich hielt es für vollkommen absurd, was er da sagte. Aber es war wahr. So sehr es weh tut und so sehr ich mir wünschte, es wäre nicht so. So ist es. Jetzt kann ich verstehen, warum sie so reagiert haben. Und ich kann auch verstehen, warum sie jetzt nicht mehr darüber sprechen. Sie haben Angst. Angst davor, dass es wieder passieren könnte. Dass es zurückkehrt. Ich glaube, sie haben gar nicht bemerkt, dass es noch gegenwärtig ist. Papa vielleicht. Aber Mom ist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie ihr Umfeld kaum noch wahrnimmt. Vielleicht ist es besser so.
Ich war gezwungen mir heute die Frage zu stellen, wen ich liebe. Welche Menschen mir wirklich am Herzen liegen und ohne wen ich niemals leben könnte. Freddi hat mir am Bahnhof eine Frage gestellt und ich war selbst erschrocken wie selbstsüchtig ich geantwortet habe. Ich habe gesagt, dass ich den Menschen, den ich über alles Liebe lieber tot wissen würde, als in der Gewissheit zu leben, dass es nie ein 'Wir' geben wird. Ich bin traurig über diese Worte und ich bereue es, sie ausgesprochen zu haben. Ich habe darüber nachgedacht und so ist es nicht. Ich möchte, dass dieser Mensch glücklich ist. Und wenn glücklich sein bedeutet, dass es ein Leben ohne mich ist, dann wünsche ich es mir so. Dieser Gedanke ließ nicht zu, dass ich ihn alleine im Raum stehen ließ. Unbeantwortet. Deswegen habe ich mich gefragt, wen ich liebe. Ich weiß, dass ich Hannah liebe. Über alles. Sie ist mein kleines Goldstück. Sie ist atemberaubend und doch noch so jung. Sie ist die Einzige, die sieht, wenn es mir schlecht geht. Die Einzige, die weiß, warum es mir schlecht geht. Und auch die Einzige, die mir immer und immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht zaubern kann. Ich würde mein Leben für sie geben. Das weiß ich, sicher. Auf irgendeine Art und Weise liebe ich natürlich auch Mom und Dad. Auch, wenn ich in den letzten Wochen an Mom gezweifelt habe und somit auch an Entscheidungen. Dadurch, dass sie mich zurzeit immer wieder versetzt und verletzt, weiß ich, was sie mir bedeutet. Ich merke es an meinen Reaktionen. Daran, dass ich kaum noch atmen kann, wenn sie mir jemand anderen vorzieht. Mom bemerkt nur leider zurzeit nicht mehr sehr viel. Ich würde sagen, dass sie blind ist. Vor Liebe. Aber das kann ich ihr nicht verübeln. Dad und ich hatten uns in dem vergangenen halben Jahr nicht viel zu sagen. Er hat nicht mit mir über Münster gesprochen und ich dachte, er würde sich nicht dafür interessieren. Wir sind uns viel aus dem Weg gegangen, haben das Gespräch gemieden, doch seit Anfang dieser Woche spricht er tatsächlich. Er wünscht mir, dass ich dort glücklich bin. Das macht mich traurig. Ich wünsche ihm auch, dass er glücklich ist. Sehr sogar. Aber er sagt, dass es schwierig ist, Abschied zu nehmen. Manchmal denke ich, dass er mich schon tot glaubt. Vielleicht hat er aufgegeben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen